Home Geschichte & Kultur Berlin reagiert stur auf Polens Appell nach Rückgabe von Kunstraub
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Berlin reagiert stur auf Polens Appell nach Rückgabe von Kunstraub |
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Polens Kulturschätze sind im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland systematisch geplündert worden, aber auch Russland wird von Polen des umfangrreichen Kunstraubs bezichtigt. Schätzungen zufolge geht es um rund 63.000 geraubte Kulturgüter. Doch wie viele befinden sich in Russland, was ist vom Nazi-Kunstraub noch in Deutschland vorhanden und wie viel davon im internationalen Handel gelandet? Polen plant eine weltweite Suche anzustoßen – und setzt dabei auf deutsche Unterstützung. Doch das scheint derzeit aussichtslos zu sein.
Zwei Jahre lang wurden Gespräche geführt, doch dann änderte sich mit
dem Regierungswechsel in Polen der Tonfall. PiS-Parteichef Kaczynski
mahnte Reparationsforderungen an und ließ die Medien fortan mit Zahlen
füttern, beginnend mit 800 Milliarden Euro, dann 900 Milliarden und im
Vorfeld der Europwahl 1.100 Milliarden Euro. Zum Gedenktag des
Überfalls auf Polen vor 80 Jahren brachte Polens stellvertretende
Kulturministerin Magdalena Gawin noch eine Forderung mit, derzufolge
Deutschland noch rund 20 Milliarden Euro für Kunstraub schuldig sei.
Aber
das sei eine 20 Jahre alte Schätzung, über die neu zu verhandeln sei.
Damit war für Kuluturministerin Monika Grütters der geplante
Gesprächsaustausch zur weltweiten Appell-Kampagne Polens beendet. Denn
Deutschland fordert von Polen die Rückgabe deutscher Kulturgüter, die
den Wert der polnischen Forderung weit übersteigen.
Wie sich das zusammenreimt, stellt sich aus deutscher Sicht so dar:
In
der Bundesrepublik war der Kunstmarkt bereits Ende der 1950er wieder
eine internationale Größe – auch geraubtes Kulturgut wurde über
Netzwerke, Auktionshäuser und auf Messen verkauft. Es sind keine
Angaben über die Mengen bekannt. Erst 1998 hat sich Deutschland in der
Washingtoner Erklärung zur Rückerstattung von geraubten Kunstwerken
bereit erklärt. Seitdem gehört es zur Aufgabe polnischer Botschaften,
gezielt nach nationalen Kunstwerken zu suchen. Alte und aktuelle
Kataloge vom Kunsthandel und den Auktionshäusern werden durchforstet,
ein Internet-Portal ist eingerichtet. So ist es auch schon mal zu
kuriosen Ergebnissen gekommen wie der Fall im ältesten deutschen
Auktionshaus, das 2011 ein polnisches Gemälde auf 100 Jahre schätzte und
für 100 Euro aufrief. Es war ein Porträt des polnischen Königs Jan III.
Sobieski (1629-1696), wie polnische Gutachter feststellten, woraufhin
das Konsulat den Verkauf erfolgreich aussetzen ließ. Hier die
Geschichte . Im polnischen Kunstmarkt sind deutsche Kulturgüter noch
nicht vermarket worden. Deshalb nicht, weil sie Monate vor Kriegsende in
einem schlesischen Kloster und Bunkeranlagen eingelagert wurden. Im
Kloster versteckt wurde der „Preußenschatz“, die Geschichte
Deutschlands. Transportiert in Krakauer Museen wurde sie pfleglich
eingelagert und soweit erforderlich restauriert. Die Polen gaben ihr den
Namen „Berlinka“ für „aus Berlin stammend“. Es ist die umfangreichste
Sammlung zig Tausender deutscher Kulturgüter, u.a. mit
Originalhandschriften von Johann Wolfgang von Goethe , Ludwig van
Beethoven sowie dem geschriebenen Text der deutschen Nationalhyme von
August von Fallersleben.
Polen behält die „Berlinka“ als Pfand für
Reparationszahlungen., Deutschland scheint sich auf den endgültigen
Verlust eingestellt zu haben und sieht derzeit keinen Anlaß für weitere
deutsch-polnische Gespräche - mit der PiS-Regierung.
Quellen: Polskie Radio/Stiftung Preußischer Kulturbesitz/ds/29.11.2018
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