Vize-Premier Kasczynski hat Grund zufrieden zu sein: Vergangenen Oktober sorgte Polens Online-Markt Allegro in Warschau für Europas größten Börsengang des Jahres. Kurz darauf folgte die Übernahme der Passauer Verlagsgruppe vom staatlichen Ölkonzern PKN Orlen. Am kommenden Freitag debütiert InPost an der Amsterdamer Börse Euronext. Kasczynskis Repolinisierungs-Pläne zeigen, dass polnische Unternehmen im Konzert der EU-Granden durchaus hörbar mithalten können, als auch im Fall staatlicher Übernahmen.
Der
private Paketdienstleister InPost hat mit seinem Konzept sogar staatlich
subventionierte Postbetriebe in Europa vom polnischen Markt
ferngehalten. Einzig Polens Poczta Polska hat den Wettbewerb mit InPost
überstanden – auf Staatskosten.
Das Management der Deutschen Post
hingegen ist erst aufgewacht, als in Polen nicht mehr ausreichend
gewinnbringend zu holen war.
InPost
stellte erstmals 2009 in Krakau Paketboxen auf, stählerne Behältnisse,
die sich bedarfsorientierten Ausbau ermöglichten. Konzeptioneller Clou
war, dass sie nicht vor Postämtern standen, sondern an
verkehrsorientierten Plätzen. So wurde der Bezug zu den Postämtern
logistisch gekappt und gleichzeitig ein eigener Bring- und Abholservice
garantiert. Klingt simpel, erhöhte aber die Gewinnmargen.
Die Kosten
fremder Zubringer und Abholer fielen weg, InPost lieferte nach Absprache
zur und ab Haustür.
Die Deutsche Post, inzwischen zwar auch in Polen
als Paketdienstleister unterwegs, kann da nicht mithalten. Sie bezahlt
ihre Zwischenlieferanten und hat es in Polen bislang nur auf 6.500
Paketstationen gebracht.
Dass die InPost-Paketstationen im
urtypischen deutschen Postgelb statt polnischem Postrot strahlen, wird
als straferschwerend aber nicht unterlassungsklagend gesehen.
Im Übrigen hat
sich InPost mittlerweile unter den Fittichen des US-Finanzinvestors
Advent bequem gemacht, Meldungen zufolge gegen Abtretung von 80 Prozent Inhaberschaft.
Finanzmittel
sind nötig. InPost ist zwar bereits Europas größter Paketdienstleister
mit mehr als 10.000 Paketstationen in Polen, rund 800 in Großbritannien
und 300 in Italien – und hat Frankreich und Spanien im Visier.
Die
Erwartungen sind verknüpft mit dem kommenden Börsengang in Amsterdam.
Zwischen 2.8 bis 3.2 Miliarden Euro Erlös erwarten Börsenexperten.
Doch
wie das so ist mit globalen Finanzinvestoren werden Börsengänge in der
Regel binnen fünf bis maximal zehn Jahren vorbereitet. Was herauskommt,
füllt die Investorenkasse.
Ob dann noch Gelder für Expansionsvorhaben fließen?
Das zeigt selbst Kasczynskis Repolonisierungs-Plänen Grenzen auf.
Quellen: InPost/Reuters/Advent/ds/25.01.2021
|