Home Geschichte & Kultur Verurteilte Holocaust-Forscher gehen in Berufung
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Verurteilte Holocaust-Forscher gehen in Berufung |
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Zwei renommierte Historiker standen gestern in Warschau vor Gericht, weil sie in ihrem 1.600-Seiten-Werk einen polnischen Dorfbürgermeister der Kollaboration mit der Nazi-Wehrmacht bezichtigt haben. Durch seinen Verrat seien 20 polnische Juden von deutschen Soldaten erschossen worden. Die heute 81-jährige Nichte des inzwischen verstorbenen Dorfbügermeisters sieht die Familienehre verunglimpft, fordert eine öffentliche Entschuldigung und rund 22.500 Euro Entschädigung.
Die Klage
sorgte für Schlagzeilen in rechtsnationalen polnischen Medien, denn
gesteuert hat den Vorfall die Stiftung „Reduta. Festung des guten
Namens – Liga gegen Verleumdung“. Sie steht der regierenden PiS-Partei
nah, finanziert die Klage und hat die Entschuldigung vorformuliert.
Sie
verfolgt offensichtlich auch eine Publizität in Deutschland mit einer
Mailkampagne wie sie auch Polentoday für einen Vorbericht erhalten hat – siehe Scan.
Doch
das Warschauer Gericht fand in ihrem Urteil den „guten Ruf und die
Familienehre der Klägerin nicht beschädigt“, auch weil die Schriftsätze
widersprüchliche Aussagen enthalten, die teilweise auf Gerüchten
basieren, wie das Gericht betonte.
Vielleicht kam ihm diese
Ungereimtheiten auch gelegen, die Forderung nach einer Entschädigung zu
verweigern, da sie eine „abschreckende Wirkung“ für weitere Forschungen
haben könne im Zusammenhang mit der Erforschung der polnischen
Geschichte während des Zweiten Weltkriegs.
So beließ es das Gericht bei einer Entschuldigung bei der Klägerin.
Stattdessen kündigte das Historiker-Paar an, in Berufung zu gehen.
Quellen: Reduta/TVP/ds/10.02.2021
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