Die Futtermittellobby hat sich offenbar wieder durchgesetzt. Seit 14 Jahren will die polnische Regierung gentechnisch veränderte Organismen (GVO) im Tierfutter verbieten. Und eigentlich hätte das Verbot nun zum Jahresbeginn in Kraft treten sollen. Doch nach massiven Protesten der Produzenten hat das Parlament es erneut um zwei Jahre verschoben - auf Anfang 2023.
Bereits 2006 hatte die polnische Regierung in ihrem Futtermittelgesetz
festgeschrieben, GVO im Tierfutter zu verbieten. Der Termin, ab wann das
gelten sollte, wurde immer wieder nach hinten verschoben - zuletzt
2018. Von da an galt für (gentechnisch veränderte) GV-Soja im Futtertrog
eine Ausnahmegenehmigung, befristet bis Ende 2020.
Damit wäre das
Verbot gentechnisch veränderter Futtermittel zum 1. Januar 2021
automatisch in Kraft getreten. Doch wie unter anderem top agrar online
berichtete, hatten die Handelskammern der Händler, Getreideverarbeiter
und Futtermittelproduzenten Ende vergangenen Jahres in einem offenen
Brief an Premierminister Mateusz Morawiecki appelliert, das Verbot
erneut zu verschieben.
Ein Bann transgener Pflanzen im Futter würde
mangels ausreichender Alternativen und dementsprechend stark steigender
Futterkosten zu Lasten der polnischen Tierhalter und der nachgelagerten
Sektoren gehen, begründeten sie ihren Appell. Dabei leide der gesamte
Veredelungssektor bereits stark unter den wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Pandemie.
Zu befürchten sei nicht nur ein Abbau der Viehbestände,
sondern auch der Verlust zehntausender Arbeitsplätze von der
Landwirtschaft bis in die Verarbeitung und die Logistik. Nach
Einschätzung der Mischfutterindustrie wäre sogar die Getreidewirtschaft
betroffen, da fast die Hälfte der polnischen Getreideerzeugung in den
Futtertrog gehe, schrieb top agrar.
Zwar hatte die polnische
Regierung jahrelang den Anbau von Leguminosen und Rapsschrot als
Alternative für GV-Soja im Mischfutter gefördert. Doch immer noch
importiert das Land laut Medienberichten jährlich etwa 2,5 Millionen
Tonnen gentechnisch veränderten Sojaschrot. Verfüttert wird er vor allem
an Geflügel, denn bei Geflügelfleisch ist Polen der größte Produzent in
der Europäischen Union (EU).
Sollte gentechnisch verändertes
Schweinefutter in Polen verboten werden, sieht die Futtermittelindustrie
die Gefahr, dass verstärkt günstiges, mit GVO erzeugtes Fleisch aus
Dänemark oder Deutschland importiert werden könnte. Diese Argumente
führten nach Berichten polnischer Medien dazu, dass das Parlament im
Dezember dafür stimmte, die Frist für das Verbot von Gentech-Futter noch
einmal um zwei Jahre zu verlängern und die Produktion regionaler
Eiweißfuttermittel stärker zu fördern.
Quellen: topagrar/proplanta/ds/12.02.2021
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