Home Panorama Coronakrise verschärft sich, während Polen PR-Solidarität leistet.
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Coronakrise verschärft sich, während Polen PR-Solidarität leistet. |
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"Heute befindet sich Polen im schwierigsten Moment der Pandemie seit 13 Monaten. Wir müssen das offen sagen und zugeben, dass der Druck der dritten Coronavirus-Welle sehr stark ist. Heute haben wir den höchsten Anstieg an Infektionen registriert - über 34.000." Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ist ein PR-Meister des Regierens, doch sein Statement von gestern zeigt: die dritte Welle der Pandemiekrise hat Polen voll erwischt.
Die täglichen
Infektionszahlen steigen rapide und "7-Tage-Inzidenz" zählt aktuell
mit 514,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zu den höchsten Werten
in Europa -etwa der fünfache Wert von Deutschland. Polen gilt als
"Hochinzidenzgebiet", mit einem besonders hohen Infektionsrisiko. Fast
80 Prozent der Infektionen werden der besonders gefährlichen britischen
Virus-Mutante zugeordnet. Bisher waren die Inzidenswerte in den
öffentlich gemeldten Infektionszahlen kein Thema. Stattdessen wurde der
Eindruck vermittelt, genügend zu impfen und genügend Impfdosen zu
erhalten. Lockdowns wurden aufgehohen und wieder verhängt. Man habe die
Angelegenheit im Griff, die Wirtschaft könne bald wieder hochfahren, für
das Jahr 2021 wurden Rekordzahlen prognostiziert.
Vertrauen
erweckende Maßnahmen sollten dem Volk bestätigen, dass Reserven
bestehen, um Nachbarstaaten solidarische Hilfe anbieten zu können.
Gesichtsmasken wurden geliefert, ärztliches Personal angeboten.
Als
das Ausmaß der Krise in Polen selbst nicht mehr zu deckeln war, fand
die Regierung dennoch einen Weg solidarischen Beitrags – für die Nato.
Sie
führt im Gastland Belgien ihre diesjährige Tagung ab. Involviert ist
ein EU-Beratungskontingent von rund 3.500 Personen. Alle müssen geimpft
werden., rund 7.500 Impfdosen sind erferlich. Belgien lehnte das ab,
Polen sprang mit solidarischer Geste ein – obwohl es knapp ist mit
Impfdosen.
Zur Nato-Show fiel Ministerpräsident Mateusz Morawiecki ein, einen solidarischen Beitrag zu leisten.
Auf den Gedanken sind weder die großen Mitglieder Deutschland, Frankreich und Italien gekommen.
Polen indes nimmt den Tod von Erkrankten mangels vorhandener Impfdosen in Kauf.
Nach dem neuesten OECD-Bericht "Health at a Glance: Europe 2020" kommen in Polen nur 2,4 Ärzte auf 1.000 Einwohner. Das ist der niedrigste Wert in der EU und nur halb so hoch wie in Deutschland. Nach Schätzungen der Obersten Ärztekammer fehlen in Polen rund 68.000 Mediziner
Entwicklung der Inzidenzzahlen in Polen.

Quellen: Polskieradio/dpa/ds/30.03.2021
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