Home Geschichte & Kultur Rekordpreis im polnischen Auktionshandel: 7 Mio. Euro für Porträt.
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Rekordpreis im polnischen Auktionshandel: 7 Mio. Euro für Porträt. |
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Die Stuhlreihen waren leer im Auktionshaus, coronabedingt liefen die Bietergefechte via Video-Schaltung. Das kommt der Geheimniskrämerei im internationalen Kunstmarkt zugute, und so ist mitunter selbst dem Auktionshaus nicht bekannt, hinter welchem Anonym sich der Käufer versteckt. Als Höhepunkt der Versteigerung kam ein Portrait-Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zum Aufruf, das zwei historisch namhafte Polen betrifft: Jan Matejko, Polens berühmtester Maler des 19. Jahrhunderts, und der von ihm porträtierte Arzt Karol Gilewski (Foto). Für den polnischen Kunstmarkt zum überraschend hohen Aufrufpreis von umgerechnet zwei Millionen Euro endete das Bietergefecht mit dem Zuschlag von umgerechnet 7 Mio. Euro.
Jan Matejko (1838-1893) und Karol Gilewski (1832-1871) waren
befreundet, das Portrait allerdings fertigte Metejko ein Jahr nach
Gilewskis Tod im Auftrag der Witwe.
Jan Metejko: "Schlacht bei Grundwald" / "Schlacht bei Tannenberg". B 987 cm x H 428cm.
Matejko wird in Polen als
bedeutenster Maler verehrt. Mit monumentalen Schlachtengemälden hat er
polnische Siege herorisierend auf Leinwand verewigt. Sein größtes
Schlachtenformat dokumentiert den polnisch-litauischen Sieg 1410 über
den den Deutschen Ritterorden bei Grundwald, in Deutschland historisch
als „Schlacht bei Tannenberg“ eingeordnet; sie fand auf dem
Gebiet beider Ortschaften statt. Im fast 40 qm großen Gemälde ist der
Tod von Ulrich von Jungingen, dem Hochmeister des Ritterorderns, in
Szene gesetzt.
Mit dem Überfall auf Polen hatte Hitler die
Requisition des Schlachtengemäldes angeordnet, doch weder Spezialeinheiten der
Gestapo und SS konnten den wechselnden Versteckort ausfindig machen,
auch eine von Joseph Goebbels ausgerufene Belohnung von erst zwei,
später zehn Millionen Reichsmark führte nicht zu Hinweisen aus der
polnischen Bevölkerung. Zur Verwirrung ließ Polens Exil-Regierung eine
fiktive Nachricht über das polnische Radio in London verbreiten, dass
das Gemälde sicher in der britischen Hauptstadt angekommen sei.
Am 17.
Oktober 1944 wurde das Gemälde aus seinem Versteck in Polen geholt, es
war in schlechtem Zustand, die gesamte Oberfläche mit Schimmel besetzt.
Nach aufwändiger Restaurierung wurde es 1949 wieder im Warschauer
Nationalmuseum ausgestellt.
Für die polnische Bevölkerung hat
Metejkos „Schlacht bei Grunwald“ geradezu eine
ikonisch-mytholologische Bedeutung. Dazu beigetragen hat auch der 1960
in den Kinos aufgeührte dreistündige Monumentalfilm „Die Kreuzritter“.
Über 32 Millionen Menschen haben ihn gesehen, ein Zuschauerrekord, der
bis heute von keinem anderen polnischen Film gebrochen worden ist.
Quellen:artnet/commmons wikimedia.org(IAR/ds/05.06.2020
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